„Sei stark!“

Aus aktuellem Anlass: In den letzten Tagen hab ich von mehreren Seiten (in schriftlicher Form) den Zuspruch „Sei stark!“ bekommen. Ein wohl gut gemeinter Ratschlag, der sich aber für mich zum einen eher nach „schnell dahergeschriebener Floskel“ liest und zum anderen meiner Ansicht nach in keinster Weise notwendig ist. Ich soll stark sein? Wozu? Für wen?

Nein, ich erlaube es mir, schwach zu sein. Ich erlaube es mir, meine Gefühle zuzulassen, darüber zu reden und darüber zu schreiben. Ich erlaube es mir, wieder zurück zu mir selbst zu finden. Ich ergreife die dafür notwendigen Schritten damit ich wieder ganz ich selbst sein kann.

Vielleicht gibt es Menschen, die meine Worte fehlinterpretieren. Vielleicht wissen sie nicht, wie stark ich schon war und wie stark ich sein kann. Vielleicht können sie das einfach nicht nachvollziehen. Ich schreibe mir meine Gedanken und Gefühle von der Seele, und gut is’. Ich bin weder Suizidgefährdet noch todunglücklich. Ich lebe mein Leben. Ich gehe jeden Tag in die Arbeit, meinen gewohnten Alltag nach. Dass ich dabei traurig sein kann und mich erst wieder finden muss, das wird man mir ja wohl zugestehen. Gefühle lassen sich eben nicht so von heut’ auf morgen ausschalten.

Lieb sein ist keine Schwäche, sondern eine Kunst.
Weich sein ist keine Feigheit, sondern Mut.
Leicht sein ist nicht Übermut, sondern Anmut.

Hans Kruppa

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Und ich weiß nicht, in wie weit das hier grad dazupasst, oder ob es überhaupt irgendwie passt, aber im Zuge des Recherchierens für diese Weisheit von Hans Kruppa ist mir noch was von ihm untergekommen, was ich gerne mit euch teilen möchte. Es brachte mich gerade zum Lächeln. Über das lieb sein…

[…] „Kannst Du denn gar nichts Gutes an mir finden?“ fragt die Ehe.

„Das Gute an Dir“, sagt die Liebe, „ist Deine Hintertür, die man im allgemeinen Scheidung nennt.“

„Du gehst nicht besonders lieb mit mir um“, warf die Ehe der Liebe vor.

„Tu doch nicht so, als sei Dir an mir gelegen“, erwidert die Liebe. „Du willst nicht mich, Du willst Sicherheit. Ich habe Glück zu vergeben, aber keine Sicherheit zu bieten. Du suchst Beständigkeit. Ich habe das wahre Leben zu verschenken, aber mit Beständigkeit kann ich nicht dienen. Du gibst in meinem Namen den Menschen Versprechen, die ich nicht halten kann, erweckst in ihnen Illusionen, die ich schweren Herzens zerstören muss. Wie sollte ich da lieb mit Dir umgehen können?“

Weil Du die Liebe bist“, sagte die Ehe. „Du musst immer lieb sein.“

„Nein“, sagte die Liebe, „ich muss immer ich selbst sein.“

Hans Kruppa

(Den kompletten Text findet ihr hier.)

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