Sehnsucht nach David (Teil 26) Extemer, massiver, WUT

Am Samstag dem 20.6.2015 waren wir auf einem Kreativworkshop in Wien. Ich hatte David im Vorfeld die Mail mit allen Infos geschickt gehabt, er hatte es sich durchgelesen und meinte, ja, er würde da gerne mit mir hingehen. So weit so gut. Wir fuhren also dann mit dem Auto von Linz nach Wien. Zwischenzeitlich frühstückten wir  in aller Ruhe und Gemütlichkeit noch auf einer Raststation bevor es weiterging. Leider hatten wir das Voranschreiten der Zeit unterschätzt und so kam es, dass wir laut Navi eine gut 15 minütige Verspätung hatten. Das alleine war schon für David – der gerne sehr pünktlich ist – ein Stressfaktor. Dann kam aber noch die Parkplatzsuche hinzu die ihn stresste. Als wir innerhalb von wenigen Minuten einen Parkplatz unmittelbar „vor der Haustür“ von Beatrices Seminarraum hatten, war es dennoch dahin mit jeglicher Form von Entspannung. Für ihn war es ein hineingerissen werden von einer Stress-Situation in die nächste.

So kam es, dass er sich dort überhaupt nicht entspannen konnte. Er war zwar einige Minuten auf’s Klo verschwunden wo er da versucht hatte, für sich zu sein und runter zu kommen, aber es hatte nicht geholfen. Alles in ihm schien sich zu verkrampfen und zu sträuben. Als er dann von Beatrice angesprochen wurde, ob alles in Ordnung sei, meinte er nein, er würde sich hier nicht wohl fühlen – was er auch ausstrahlte. Sie schlug ihm vor, ob er nicht eine Runde durch den in der Nähe gelegenen Park gehen wolle, und versuchen sich da eine Auszeit zu nehmen, doch er verneinte und meinte, am liebsten würde er umdrehen und nach Hause fahren. Für mich war das eine total unangenehme Lage in die er mich da brachte:  Jetzt waren wir eh schon zu spät gekommen und dann kann der Workshop womöglich nicht stattfinden (denn außer uns gab es nur noch eine weitere Teilnehmerin). Ich war hin und her gerissen und saß wortwörtlich zwischen zwei Stühlen: Soll ich mit ihm gehen oder hier bleiben? Beides bereitete mir ein ungutes Bauchgefühl und erschien mir nicht das Richtige.

Nach gefühlten 10 Minuten hin- und her diskutieren, dass er hier raus muss aber mir nicht den Workshop verderben will, hatten wir uns dann auf den Kompromiss einigen können, dass er und ich eine Runde durch den Park spazieren gehen und Beatrice derweil mit der Dame Solo-Coaching macht. Wir gingen also wieder raus und fühlten uns beide ganz mies. Hinzu kam, dass ich mit jedem Schritt den ich ging, ein Stück weit mehr eine sich immer weiter ausdehnende Wut verspürte. Wut darüber, dass das jetzt schon wieder so eine Situation ist, in der wir gehen müssen, weil es ihn überfordert. (Zuerst war da der Spieleabend, wo wir früher gegangen waren, weil es ihm bauchgefühlsmäßig zu viel wurde, dann eine Open-Air Yoga-Veranstaltung im Park wo er bereit gewesen war es zu probieren und dann aber meinte, nein, das seien ihm zu viele Leute, da würde er sich nicht wohl fühlen und nun das!) Da war dann einfach nur innere Anspannung und Wut da meinerseits. Wut aus Unfähigkeit etwas daran ändern zu können.  Wut aus Verzweiflung. Wut aus Hilflosigkeit. Wut auf Grund der Tatsache, mir so viel Nachsicht aufgebürdet zu haben.

Äußerlich blieb ich ruhig, hatte aber in meinen Jackenärmeln die Hände zu Fäusten geballt. Auf Grund seiner feinen Antennen, bemerkte David meine Anspannung sehr wohl – und das zog ihn noch mehr runter. Ihm wurde schlecht. Bei ihm schlug sich alles auf den Magen. Und ich, ich rupfte vom erstbesten Strauch Äste ab, um diese zerfetzen und abzubrechen – irgendwo musste ja meine aufgestaute Wut hin. So marschierten wir beide also in den Park, nebeneinander her. Doch auch wenn wir den Park ansteuerten, wären wir beide am liebsten vor uns selbst und diesem enormen Gefühlscocktail geflüchtet, weil es so massiv war, dass wir einfach nicht wussten wo hin damit. Im Park angekommen, wär mir danach gewesen, erstmal eine große Runde zu gehen, aber ihm ging es so dreckig, dass er sich auf eine Parkbank setzen und sich letztendlich übergeben musste. In dieser Extremsituation hatte ich dann den Schalter umgelegt und war für ihn da, anstatt mich selbst mit meinen Gefühlen auseinanderzusetzen. Ich tröstete ihn, war für ihn da, sodass er sich bald wieder so weit gefasst hatte, dass er sagte, er würde nun zurückgehen und es nochmal probieren. Diese Stresssituation von Einem ins Nächste zu kommen, hätte ihn einfach maßlos überfordert. Ihm ging es also besser, mir nicht. Ich konnte jetzt nicht zurück. Nicht wo ich da einfach die ganzen Emotionen hinuntergeschluckt hatte um Fassung zu bewahren. Und was hatte ich nun davon? Ebenfalls ein Gefühl von enormer Übelkeit und Sodbrennen. In weiterer Folge auch ein Drücken im Brustkorb, weil ich die ganzen Tränen so abgewürgt hatte. Das musste erstmal raus.

Ausgeheult

Also gingen wir zwei Runden im Park spazieren und redeten viel miteinander. Das half auch insofern, dass ich ihm von meiner Wut und den unterdrückten Tränen erzählen konnte, bis die endlich auch einigermaßen auskamen. Wir analysierten das Ganze, sprachen ganz ruhig miteinander und er äußerte, dass er mir sehr Dankbar dafür sei, dass ich so für ihn zurückstecke und nicht auch noch meine Wut (wie viele Leute früher) an ihm ausließ. Ja, zurückstecken schön und gut, aber was hatte ich davon? Übelkeit und Sodbrennen. Was für ein Scheiß.. .

Nach gefühlten 1,5h die für mich vergangen sein mussten, kehrten wir dann, als zwei Menschen die sich ausgesprochen hatten, zurück. Ich hatte wirklich gehofft nun würde es besser werden und er würde nun mitmachen (können) doch während des Workshops, zog sich David immer mehr zurück bis er einfach nur noch neben mir saß, vor sich hin starrte und mir als passiver Teilnehmer erneut ein krampfiges Bauchgefühl bescherte. Das ging dann so weit, dass ich um eine Pause bat, weil ich mal an die Luft musste. Beatrice nutzte meine Bitte um die Mittagspause einzuläuten. Ich war dann vor die Tür gegangen und hatte trotz dem draußen vorherrschenden Sauerstoffs, immer noch das Gefühl nicht tief atmen zu können… Ich versuchte es, aber es viel mir schwer. Das was heute alles zu viel gewesen, es schnürte mir die Luft ab. Da wurde mir klar, dass das definitiv genug war. Auch David Apathie war einfach ein Zeichen dafür zu gehen. Also bat ich Beatrice nicht böse zu sein, aber heute habe es einfach nicht gepasst für uns.

Danach konnte ich mich aber nicht ins Auto setzen. Ich bat David, dass wir nochmal in den Park gehen, ich musste einfach nochmal raus in die Natur und mich bewegen. Das mir-ist-schlecht-Gefühl hatte sich wieder verstärkt, genau so wie das Sodbrennen. Es arbeitete einfach noch alles in mir. Dann folgte erneut während dem Gehen ein klärendes Gespräch. Es brachte mich zwar dazu, innerlich wieder ruhiger zu werden, aber das Gefühl der Übelkeit blieb. Daher beschlossen wir, eine Kleinigkeit essen zu gehen, damit der Magen beruhigt werden konnte. Im Anschluss wäre die Regenbogenparade (= die österreichische Form vom Christopher Street Day) geplant gewesen, aber ich hatte keine Kraft und keinen Nerv mehr dafür. Ich wollte mich daheim einfach nur verkriechen.  Wenngleich wir uns ausgesprochen hatten, es schwang immer noch etwas nach…  Undzwar so sehr, dass ich mich am Samstagabend übergeben musste… Dementsprechend ließen wir den Tag sehr ruhig ausklingen und ebenso den Sonntag.

***

Am Sonntagabend war ich zurück zu mir gefahren. Aber alles in mir schrie nach Ruhe und „verdauen“. Demnach meldete ich mich am Montag krank. Ich war gerade noch fähig, mich aufzuraffen um zum Arzt zu gehen, aber nicht zu mehr. Ich fühlte mich matt, abgeschlagen, ausgelaugt und brauchte einfach nur meine Ruhe. Ich hatte dann am Nachmittag kurz mit David telefoniert, aber er war gerade unterwegs, weshalb er meinte, er würde sich später wieder bei mir melden. Hatte er aber dann nicht. Ich war lange über Mitternacht hinaus wach gewesen, aber von seiner Seite kam nichts mehr. Deshalb schrieb ich ihm dann um 03:00h in der Früh ein Sms: „Ich bin enttäuscht darüber, dass du dich gestern nicht mehr gemeldet hast.  Ich weiß noch nicht ob mir danach ist heute zu dir zu kommen oder nicht und lasse das erstmal offen. Und das ist nicht garstig, böswillig als „Schmollaktion“, sondern weil ich da diesbezüglich wirklich auf meinen Bauch hören will. Ich hoffe das verstehst und respektierst du.“

Ich bin ein geduldiger Mensch (oft scheinbar geduldiger als mir gut tut) aber da musste es dann mit dieser Sms raus.

Gegenseitiges aufschaukeln

Ich war dann irgendwann nach 3:00 eingeschlafen nachdem ich den halben Montag verschlafen hatte. Deshalb hatte ich mein Handy auf lautlos und hatte Davids Anruf gegen 6:00 in der Früh nicht mitbekommen.  Nach 08:00 hatte ich dann erst wieder auf’s Handy geschaut und seinen verpassten Anruf sowie drei Sms von ihm gesehen.  Darin schrieb er, dass er es verstehen könne  aber nur schwer akzeptieren. Er habe gestern in seinem Drang alles in seiner Wohnung ordentlich und sauber zu machen, schlichtweg vergessen. Nach 21:30 wollte er sich dann nicht mehr bei mir melden weil er nicht mehr sicher war, ob ich noch wach bin.  Rückblickend sei es eine blöde Entscheidung gewesen, weil ich als Nachtmensch wohl eh noch wach gewesen sei. In der dritten Sms hatte er dann geschrieben, dass es ihm zunehmend schlechter gehe, dass sein Bauch auf das alles massiv mit Übelkeit und Unwohlsein reagiere und er sich krank melden werde.

So arg. Also er im Krankenstand, ich im Krankenstand. Beide aus emotionalen Gründen. Dennoch wollte er mich sehen. Doch mir war in keinster Weise danach zu ihm zu fahren. Ich rief ihn an und wir diskutierten drüber. Für ihn und sein Bauchgefühl wäre es das Beste wenn er mich sieht und er in meiner Nähe ist. Ob es denn eine Option wäre, dass er zu mir fährt. Ich überlegte und horchte in mich rein. Ja, mit dieser Option konnte ich leben, wenngleich ich noch nicht wusste, wie lang ich ihn aushalten können würde. Also schmiss er sich mal zur Abwechslung in den Zug und fuhr die 3h zu mir. Gegen Mittag war er dann da. Meine Stimmung ihm gegenüber verhielt sich neutral. Das war das erste Mal dass ich sagen konnte, dass ich mich weder extrem freue ihn zu sehen, noch dass ich ihn gar nicht ertrage. Wir würden also im Laufe der Zeit sehen, wie es weitergehen würde. Damit konnte er leben, Hauptsache er sei bei mir, meinte er.

David blieb dann bis Mittwoch bei mir. Da war es dann wo ich mich abschreiben hatte lassen, damit ich am Donnerstag wieder normal arbeitsfähig bin. Wir hatten an diesem Tag noch eine „Krisensitzung“ bei Margarete (meiner Astrologin) wegen den massiven Erlebnissen am Wochenende.  Ich fand das gut, dass er bei mir war und mitging, dass er das auch hören konnte und dass es so eine Art „Paarberatung“ war. David und ich sind uns einig, dass wir, wenn wir jetzt schon so viel an unserer Beziehung arbeiten, dass es nur noch besser werden kann.

Margarete meinte, dass wir uns echt gefunden haben: Im Guten wie im „Schlechten“, weil  wir gegenseitig viel voneinander lernen können, miteinander lernen aber uns auch genau die Themen gegenseitig aktiveren, die negative Kindheitserinnerungen und –prägungen auslösen. Ich in Bezug auf seine Mutter und er in Bezug auf meinen Vater. Wut vor Hilflosigkeit,… sich nicht erlauben dürfen wütend zu werden,… all das sei bei mir Thema in Bezug auf meinen Vater gewesen (sie kennt mich ja schon 15 Jahre lang und kennt daher auch meine gesamte Lebensgeschichte) was er in mir erneut aufwühlt. Wieder viele Erkenntnisse, die wir beide aus den 1,5 Stunden bei Margarete gezogen haben. Ich bin jedenfalls froh und dankbar, dass er, als mein Beziehungspartner nun der erste ist, der aktiv mit Hilfe der Esoterik mit mir Sachen bearbeiten/aufarbeiten will und dafür offen ist. Das ist ja auch schon wieder ein weiterer Meilenstein in meinem Leben.

Von Mi auf Do bin ich dann mit zu ihm gefahren. Die Zeit die wir miteinander verbracht hatten tat uns beiden gut und ich hatte das Gefühl, dass wir uns emotional und zwischenmenschlich immer mehr annähern. Dass wir durch all das erlebte, unsere Beziehung immer mehr festigen.

Passend dazu gibt es da das Lied von Herbert Gronemeyer – Ich will mehr

Mit heißen Schauern
in die Kälte geschickt
wieder aufgeheizt
der nächste Trip

Auf die Spitze getrieben
Puls hochgejagt
benebelt
bewölkt
wieder aufgeklart

Feuer gelöscht
gleich wieder entflammt
will alles
erspar mir nichts
Noch lange nicht kuriert
ich brauch viel mehr
viel mehr als genug

Bedarf noch ungedeckt
pfleg mich gesund
pfleg mich krank
Liebe frontal
lass mir keine Wahl
bis es nicht mehr weiter geht
erlös mich von diesen Qualen

***

So fühlt sich das alles mit David an.

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