S. n. D. (Teil 35) Halt mich! oder: Radikale Maßnahme

11.8.2015

Gestern hatten wir unser Dreimonatiges. Und gestern hatte ich meine erste Panikattacke. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich selber mal sowas erleben würde (aber das hatte ich mir auch schon bei meiner Depression, damals mit 21, nicht vorstellen können). David holte mich von einer U-Station in Wien ab, weil wir mit einer Freundin (28) von mir und deren Mann und ihren beiden Töchtern verabredet waren um in den Prater zu gehen.

Als ich pünktlich mit der U-Bahn in die Station eingefahren war, war von David nichts zu sehen. Ich rief ihn an, doch er hob nicht ab. Daraufhin machte ich mich auf die Suche nach dem Parkdeck wo ich wusste, dass er parken würde. Auf dem Weg dort hin überfiel mich ein Gedanke nach dem anderen: Was bloß mit ihm los sein könnte, ob es gerade etwas gibt was ihn frustriert (weil vielleicht etwas in der Arbeit vorgefallen sein könnte) und er noch eine kurze Auszeit braucht, bevor wir uns sehen, ob ihn die Parksituation stresst,… alles Mögliche. Und während ich da so ging und grübelte, rief er mich eh schon an, er habe sein Handy im Auto vergessen, er sei jetzt am Weg zum Bahnsteig. Also kehrte ich um und war aber dennoch ziemlich unsicher bezüglich seiner Befindlichkeit. Zusätzlich gab es da noch die Anspannung in mir, dass ich wollte, dass heute alles gut über die Bühne geht mit meinen Leuten, weil es ja in letzter Zeit doch schon mehrmals vorgekommen war, dass ich ihn wo mitgenommen hab (sei es Workshop oder anderes) und dann mussten wir es abbrechen oder ruhiger angehen – aber nicht so voll mitmachen wie ich es gerne gehabt hätte. Und dann passierte es: Ich sah ihn und je näher ich ihm gekommen war, umso weniger konnte ich atmen und nichtmal noch vor ihm angekommen, wurde mir fast schwarz vor Augen. Ich musste mich setzen. Ich hatte eine Schnappatmung, bekam kaum Luft und konnte gerade noch herausbringen, dass ich, glaub ich, eine Panikattacke habe. Er blieb neben mir sitzen, aber berühren war ganz schlecht. Ich hatte sogar das Gefühl, seine Anwesenheit würde es einfach nur noch verschlimmern. Diese Vermutung wurde mir bestätigt, indem er noch schnell hinunter in die Halle ging um seinen Fahrschein zu entwerten. Da ging es kurzzeitig besser mit der Luft, und sobald er wieder da war, wurde es wieder schlimmer. Mir ronnen vereinzelt ein paar Tränen hinunter und ich wusste nicht wie mir geschah oder was zu tun ist. Ich wusste nur, ich will meine Freundin nicht so lange warten lassen. Also gingen wir die paar Schritte rüber zur U-Bahn als sie einfuhr und drinnen war das Abteil leer – zum Glück. Das half mir auch, mich ein wenig zu beruhigen. Und als ich mich dann ein wenig fassen konnte, erzählte ich ihm, was los war. Er hörte geduldig zu und erklärte mir dann, dass er eh gut drauf war, von ihm aus sei alles in Ordnung.

Halt mich!

Als wir beim Praterstern raus mussten, waren meine Knie butterweich.Ich stürzte mich ihm weinend, schluchzend, an den Hals, umarmte ihn und wollte, dass er mich ganz fest hält. Das brauchte ich einfach gerade. Und da war es dann auch, wo ich die Erkenntnis gewonnen hatte, dass ich jetzt mal Schwäche zulassen muss, weil ich nicht mehr anders kann und dass er mich hält – dass er der Starke ist, der mich auffängt. Und das hatte er getan. Er konnte es tun, er hatte sowohl die körperliche, als auch die mentale Kraft dazu. Auch das hatte mir ungemein geholfen, mich wieder zu fassen. Auch diese Erkenntnis teilte ich natürlich mit ihm, obwohl ich da bei schluchzte, dass ich nicht schwach sein will! Ich war es gewohnt immer die Starke zu sein und jetzt, auf einmal,… nein, ich will das nicht! Doch er beruhigte mich und war einfach für mich da. So konnte ich den Abend mit meinen Leuten doch noch genießen.

Die Nacht hatte David (erstmals unter der Woche) bei mir verbracht. Ich hatte ihn darum gebeten weil ich ihn so dringend nach diesen Strapazen an meiner Seite gebraucht hab. Und ich war froh und dankbar, dass er meiner Bitte nachgekommen war. Zuhause, im Bett wurde nicht gekuschelt. Wenngleich mir anfänglich in Wien nur nach seiner Nähe gewesen war, so merkte ich im Auto bei der Rückfahrt, dass ich auch gern mit ihm schlafen würde. Und so taten wir das dann auch. Es war sehr befreiend. Danach hatte ich das Gefühl, wieder besser und tiefer atmen zu können.

Auch heute Morgen ging es mir wesentlich besser. Da hatte wohl gestern einfach eine Erkenntnis in mir herausgewollt, die sich scheinbar keinen anderen Weg finden konnte. Jedenfalls verstand ich dann auch die Sache mit dem Universumswink vom 6.8.: Die Beziehung mit David und mir bedarf nicht nur Zeit, sondern auch intensive Pflege. Da ist einfach kein Platz derzeit für andere Liebschaften. Ich muss mich wirklich nur auf unsere Beziehung konzentrieren – um an ihr zu lernen, zu wachsen und zu reifen.

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Radikalmaßnahme

Am Sonntag (9.8.) hatte ich mit meiner Mentorin Nr 2. telefoniert. Als ich ihr das mit den Beklemmungsgefühlen in der Brust erzählt hab, die immer noch da sind, fragte sie mich, ob ich bereit für eine radikale Maßnahme sei. „Was denn?“, wollte ich von ihr wissen. Zwei Sätze, die ich zu sagen habe um negative Energien loszuwerden. Die Sätze haben sie von einer Schamanin. Sie diktierte mir diese durch’s Telefon und sagte, diese seien sehr effektiv und sie haben schon erstaunliche Ergebnisse erzielt – sie habe es selbst schon mehrmals erlebt. Und wenn ich wolle, solle ich danach um Zeichen bitten, die zu meiner Gesundung beitragen. Ich hatte dann Sonntag Nacht vor dem Schlafengehen noch dieses kleine Ritual durchgeführt und extra noch Kerzen (mein Zutun) da eingebaut (ich mag einfach Kerzenschein). Tja… scheinbar kam das gewünschte Ereignis mit dem Ergebnis der Panikattacke schneller als mir lieb war… Aber ich bekam meine Erkenntnis und seither geht es mir besser – somit: Auch wenn es hart war, hat es mir wirklich was gebracht.

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